Die Kaiserpfalz Goslar umfasst ein Areal von etwa 340 mal 180 Metern, gelegen am Fuß des Rammelsbergs im Süden der Stadt Goslar, auf dem sich im Wesentlichen das Kaiserhaus, das ehemalige Kollegiatstift „St. Simon und Judas“, die Pfalzkapelle St. Ulrich und die Liebfrauenkirche befinden bzw. befanden.
Das Kaiserhaus ist der größte und zugleich besterhaltene Profanbau des 11. Jahrhunderts in Deutschland und gilt als größter Profanbau seiner Zeit. Er diente insbesondere den Salierkaisern als bevorzugte Aufenthaltsstätte. Das Gebäudeensemble der Kaiserpfalz beeindruckte bereits im 11. Jahrhundert derart, dass der Chronist Lampert von Hersfeld vom „berühmtesten Wohnsitz des Reiches“ sprach.
Der Pfalzbezirk gehört seit 1992 gemeinsam mit der Goslarer Altstadt und dem ehemaligen Bergwerk Rammelsberg zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Kaiserpfalz Goslar ist Bestandteil der Welterbe-Route des UNESCO-Welterbes im Harz.
Das Kaiserhaus ist mit 54 Metern Länge und 18 Metern Tiefe der größte Profanbau seiner Zeit. Das Zentrum des Kaiserhauses stellt der zweigeschossige Saalbau dar. Er beherbergte übereinander zwei Säle von 47 Metern Länge und 15 Metern Breite. Beide hatten eine Balkendecke, die in der Mitte durch eine Säulenreihe gestützt wurde. Der obere Saal wird als „Sommersaal“ bezeichnet. Mit sechs großen Rundbogenöffnungen und einem ebenfalls stark bogen-strukturierten Mittelbereich in seiner Ostfassade, der wohl auf einen Altan führte, ist der Raum durch das Mauerwerk „nach außen hin geöffnet“. Möglicherweise wurde so dem „thingrecht“ genüge getan, wonach ein Gericht unter freiem Himmel abgehalten werden sollte. Der untere Saal führt die Bezeichnung „Wintersaal“. Die Ostfassade wurde hier nur wenig und in verschiedenen Ausbauphasen durch kleine Fenster durchbrochen.
1253 hielt sich mit Wilhelm von Holland letztmals ein Deutscher König in der Pfalz auf. Danach begann der Verfall der Anlage. 1289 zerstörte ein Brand viele Gebäude bis auf die Grundmauern. Das jüngere Wohngebäude wurde daraufhin bis auf das Fundament abgerissen. Im Jahr darauf ging der Pfalzbezirk in den Besitz der Stadt Goslar über. Der Saalbau diente eine Zeit lang als Gerichtsstätte, teils dem Goslarer Stadtvogt, teils als sächsisches Landgericht, wurde aber immer auch als Lager- oder Vorratsraum benutzt. So dienten z. B. sowohl die Hallen des Kaiserhauses als auch das ältere Wohngebäude Mitte des 16. Jahrhunderts als Kornspeicher. Die Ulrichskapelle wurde ab 1575 als Gefängnis genutzt (was allerdings nicht unerheblich zu ihrer Erhaltung beigetragen hat). Die Türme der Liebfrauenkirche stürzten 1672 ein, der Rest der Kirche 1722, die Steine wurden als Baumaterial verkauft. Beim Dom ist bereits 1331 erstmals von einstürzenden Mauern die Rede, 1530 stürzte ein Turm ein. 1802 war nur eine Ruine übrig, die am 19. Juli 1819 für 1504 Taler zum Abbruch verkauft wurde. Nur die nördliche Vorhalle blieb stehen und gibt heute einen kleinen Eindruck von der einstigen Größe des Doms.
1865 stürzten im Kaiserhaus wieder Mauern ein, und der Goslarer Rat erwog einen Abbruch, der aber abgewendet werden konnte. Stattdessen empfahl eine staatliche Kommission die Restaurierung des Gebäudes. Am 14. August 1868 begannen nach Planungen des Landbaukondukteurs Adalbert Hotzen erste Instandsetzungs- und Neubaumaßnahmen. Die von Hotzen vorgesehene mittelsymmetrische Umformung der baulichen Anlage, einschließlich des Abbruchs des Lagergebäudes von 1551, wurden jedoch nicht umgesetzt, da angesichts des Deutsch-Französischen Krieges die Bauarbeiten zum Erliegen kamen. Erst 1873, nach der deutschen Reichsgründung, wurden die Baumaßnahmen nach veränderten Plänen des Architekten Fritz Hennecke und des Kreisbauinspektors Ernst Schulze wieder aufgenommen. Als Bauleiter wirkte Theodor Unger mit, der zuvor 1871 mit Rekonstruktionsüberlegungen über das Kaiserhaus in und einem Aufruf zum Weiterbauen in der renommierten Deutschen Bauzeitung auf sich aufmerksam gemacht hatte. Am 15. August 1875 besuchte Kaiser Wilhelm I. die Baustelle und gab dem Projekt damit endgültig eine nationale Bedeutung. 1879 war die Rekonstruktion des Bauwerks abgeschlossen. Das Ergebnis wird heute teilweise kritisch gesehen, da die Baumaßnahme über eine befundgetreue Wiederherstellung hinausging: Im nationalen Überschwang der Zeit hatte man den Bau ins Monumentale erhöht. Der Arkadengang vom Kaiserhaus zur Ulrichskapelle, der Treppenturm, Änderungen der Fensterdurchbrüche im Sockelgeschoss, die Freitreppenanlage vor der Ostfront sowie die zwei Nachbildungen des Braunschweiger Löwen und die Reiterstandbilder der Kaiser Barbarossa und Wilhelm I. (1900/01 errichtet, Beschriftung „Wilhelm der Große“) sind am augenfälligsten. Auch im Inneren des Kaiserhauses zeugt der von Hermann Wislicenus in der Zeit von 1879 bis 1897 geschaffene monumentale Wandgemäldezyklus mit Kaiser Wilhelm I. im Zentrum vom nationalen Hochgefühl jener Zeit.